Emblem der Loge Humanitas

  

Die Loge Humanitas



wie alles begann...



Vorwort:
Der folgende Beitrag basiert auf den Sitzungsprotokollen der Loge und beleuchtet die Detailprobleme ihrer ersten zwanzig Jahre. So können wir etwas die Stimmung der damaligen Zeit und das Alltagsleben der Brüder nachfühlen.
[der Schreibende B.R. 2024]



V O R B E R E I T U N G

Bereits vor dem Jahr 1907 fanden sich einige Freimaurerbrüder in einem Kränzchen zusammen, um in Davos eine eigene Loge zu gründen. Es waren dies:

Lehrlinge: Anton S. (Advokat), Dr. Florian B. (Arzt), Hans V. (Direktor Kurverein), Salomon P. (Architekt), Christian D. (Bankagent), Paul B. (Hotelier), Ulisse von S. (Hotelier)
Gesellen: Benedikt M. (Arzt)
Meister: Bernardo S. (Arzt), Alfred W. (Zahnarzt), Ludwig H. (Arzt), Andreas L. (Landamann), Emile H. (Kaufmann), Johann F. (Hotelier), Anton M. (Kaufmann), Max K. (Apotheker), S. da C. (Kaufmann)

Als erster Stuhlmeister der zukünftigen Loge wurde im Kränzchen Bernardo S. gewählt.


G R Ü N D U N G

Am 30. Juni 1907 wurde die Loge HUMANITAS DAVOS an der Grosslogenfeier in Winterthur der schweizerischen Schwester-Logen aufgenommen. Aus dem Bericht des neuen Stuhlmeisters Br. S.:

Es war am 29./30. Juni 1907 als die Schw. Grossloge Alpina ihre Delegiertenversammlung und ihr Grosslogenfest zu Winterthur abhielt. Zu dieser Tagung reisten am 29. Juni die Brüder der neu zu gründenden Loge HUMANITAS zu Davos über Zürich nach Winterthur. An der Delegiertenversammlung des Nachmittags konnten die Delegierten von Davos noch nicht zugegen sein, aber am Abend war für alle Brüder Bankett in den Logenräumen, da genoss man schon am ersten Tage die Gesellschaft der Brüder aus der ganzen Schweiz, begrüsste alte Bekannte, machten neue Bekanntschaften und hörte Toasts und Reden von Brüdern die mit der Leitung einzelner Bauhütten der Grossloge betraut waren. Ausser 4 Brüdern, die verhindert waren mitzukommen, waren alle Gründer der Humanitas am Grosslogenfeste zugegen.

Die Tempelfeier fand in der Winterthurer Stadthalle statt. Die 14 Brüder aus Davos wurden vom Grossceremonienmeister, Emile M. aus Vevey eingeladen den Raum zu betreten. Unter den Klängen von Mozarts. „In diesen heiligen Hallen“ zogen die 14 Davoser Brüder gegen Osten zum Altar, wo sie vom sehr ehrwürdigen Bruder Grossmeister herzlich willkommen wurden. (Der Name des GM ist nicht vermerkt) Br. S. überbrachte die Grüsse:

Ich danke ihnen von Herzen für das uns geschenkte Zutrauen, für all die Müh und Arbeit die sie hatten bis die Aufnahme unserer Humanitas in die Kette der Schwesterloge der Alpina zur Tatsache wurde. Ich will versuchen nach bestem Wissen und Gewissen die Pflicht des Stuhlmeister zu erfüllen, und hoffe, dass der Geist der uns beseelt, Schönes, Gutes für die Menschheit, Nützliches hervorbringen werde und dass unsere Humanitas einen festen unzertrennbaren Ring in der Kette der Schweizer Logen bilden werde solange unsere Berge stehen.

Das Ritual wickelte sich dann in üblicher Weise ab. Nach dem Mittagessen, welches nicht in den gleichen Räumen stattfinden konnte versammelten sich die Brüder zu einer feucht fröhlichen Corona in der Brauerei des Bruder Sch. wo wacker parliert und gesungen wurde. Noch am Abend reisten die Davoser nach St. Gallen um den Brüdern der Concordia in St. Gallen einen Besuch abzustatten. Br. Albert Sch. war sehr erfreut die Brüder aus Davos zu begrüssen, weilte er doch als Kurgast in Davos.
Zu erwähnen ist, dass die Br. des Kränzchens Humanitas sich verpflichten mussten z.H. der Grossloge Alpina, auch als Mitglieder der neuen Loge treu bleiben sollen:

Die unterzeichneten Br. des Kränzchens Humanitas i.O. Davos verpflichten sich hiermit, der neu zugründenden Loge HUMANITAS als Mitglieder beizutreten und erklären, durch solidarische Haftbarkeit, die freimaurerischen, finanziellen Verpflichtungen tragen zu wollen.


L O G E N B A U

Das hohe Direktorium verlangte für den Bau des Logengebäudes einen Finanzplan zu erstellen, welcher wie folgt aufgestellt wurde: Boden Fr. 8'000.- Baukosten Fr. 42'000.-. Diese Kosten wären zu decken durch Ausgabe von 4%igen Obligationen zu Fr. 250.- durch eine Bankhypothek. Die Brüder in Davos sollten Obligationen im Werte von 20'000.- auf drei Jahre zinsfrei sofort übernehmen. Ein Teil konnte von den Brüdern der Schwestern-Logen übernommen werden. Das fehlende Geld soll bei der Kantonalbank in Form einer Hypothek auf das Gebäude aufgenommen werden. Auch hier haben sich die Br. für die Kapitalverzinsung für eventuelle Verluste solidarisch haftbar erklärt. (Schlussabrechnung 51'215.-) Im Protokoll vom 3. Juli 1907 finden wir dazu folgendes:

Die Obligationen werden definitiv gezeichnet in Summa Fr. 20'500.- zinsfrei auf zwei Jahre vom 1. Jan. 08. Man verpflichtet sich das gezeichnete Geld nach Wunsch der Baukommission einzubezahlen. Der Baukommission gehörten an: die Brüder M., P. und

Schon am 4. Mai ersucht Bruder W. um Rückgabe seiner 2 Obligationen, denn er gedenke nach Australien auszuwandern.
Im Protokoll vom 17. Juli 1907 finden wir zum Bau noch weiteres:

Von den Schw. Logen haben sich bis dato 15 Logen ins Handelsregister eintragen lassen. Es wurde beschlossen, dass wir unsere Humanitas ebenfalls als geschlossene Gesellschaft eintragen wollen.

Aus dem Protokoll vom 26. Juli 1907:

Die Baukommission konnte mit der Fam. B. einen guten Preis aushandeln. 20.- Fr. pro Quadratmeter. Der Boden wurde von Herrn Chr. B. gekauft, (600 Meterquadrat), dazu wurde von seinem Bruder dem Herrn Caspar B. ein Dreieckstück, das die Ecke zwischen 2 sich im spitzen Winkel schneidenden Strassen bildet, der Loge gratis überlassen mit dem Wunsche, dass es nicht überbaut werde und als öffentlicher Schmuckplatz dienen solle.
Der Kauf wurde verschrieben am 31. Juli 1907. und kostete Fr. 11'371.- Auch wurde ein Rohr Wasser für Fr. 2'400.- gekauft. Wie gross soll der Konferenz Saal sein? 16x11 oder 11x13 Nach langen Diskussionen entschied man sich einstimmig für die grösseren Ausmasse. Man wollte grosszügig bauen, aber die Kosten fest im Griff haben, eine spätere Vergrösserung würde zu viel kosten.


L O S L Ö S U N G   V O N   C H U R

Im Bericht des ehrw. Br. Stuhlmeisters S. findet sich noch ein interessantes Detail:

Am 6. Juli 1907, die letzte Conferenz mit den Br. der Libertas et Concordia im Hotel Sternen in Chur. Mehrere Br. von Davos fuhren zu dieser letzten offiziellen Sitzung nach Chur, aber wir wurden vom damaligen Stuhlmeister Oberst Johann Peter St. sehr unfreundlich empfangen. Er hatte ja mit den Br. des BC in erster Linie seine Zustimmung zur Neugründung unsere Loge gegeben und er wusste wohl, dass unsere Loge am Grosslogenfest in Winterthur eben in die Alpina aufgenommen worden war, aber er hatte Laune gewechselt und es schien im alles nicht zu passen. Er liess sich vom Feuer der Leidenschaft hinreissen um uns Allerlei unwahre und unberechtigte Vorwürfe zu machen. Sein charakterloses Benehmen hatte allgemein Missfallen und auch die Churer Brüder enttäuscht. Es war Mangel an Aufrichtigkeit und an freimaurerischem Verständnis; es war gut so, denn dadurch wurde der Mann erkannt und er musste, obwohl Stuhlmeister, im folgenden Jahr die Loge verlassen.

Zum Abschied von den Brüdern in Chur hielt der Stuhlmeister folgende Ansprache:

Als Stuhlmeister der neuen Loge Humanitas Davos überbringe ich ihnen im Namen der Davoser Brüder die besten Grüsse. Wir sind so zahlreich wie möglich dem Ruf unserer Mutterloge nach Chur gefolgt und wollen Ihnen in erster Linie dafür danken, für das Entgegenkommen das ihr uns gezeigt, als im Direktorium und im Verwaltungsrat der Alpina die Gründung unserer Loge erwogen wurde, indem sie dies warm empfohlen haben.

Es folgen noch weitere gute Gedanken. Ein weiterer Gedanke noch:

Weg mit Zweiflern und Nörglern, mit Furcht und Geheimnistuerei, das Volk soll wissen; wes Geisteskinder wir sind. Die Pflege der Ideale und Freundschaft soll nicht nur in Worten sein, sondern Werke des praktischen Christentums bringen. Unsere Feinde sollen erfahren, dass die werktätige Liebe dem Freimaurer eigen ist, und von ihm unzertrennbar bleiben soll. Mögen unsere Logen Libertas et Concordia und die Humanitas wetteifern nach dem Lichte der Wahrheit, mögen sie durch unzertrennbare Bande der Freundschaft verbinden bleiben, mit Rat und Tat einander beistehen, so dass jeder Sturm, käme er von innen oder aussen, siegreich abgewendet werden kann.

Nun begann für die Brüder in Davos eine grosse Arbeit, mussten doch Werkzeuge, Bekleidung, innere Ausstattung der Gebäude, Rituale erstellen usw. Aus vielen Logen der ganzen Schweiz erhielten die Brüder in Davos Geschenke und Hilfe in Form von Bargeld. Die Tempelweihe sollte am 23. Febr. 1908 stattfinden.


E R Ö F F N U N G S F E I E R

Der Tempel wurde am 23.2.1908 eingeweiht. Das Programm der Eröffnungsfeier war auf 10 Seiten niedergeschrieben. Dazu einige Details:
66 besuchende Brüder aus der ganzen Schweiz folgten der Einladung nach Davos. Der sehr ehrwürdige Bruder Grossmeister musste sich infolge Krankheit entschuldigen, an seiner Stelle war der Bruder Grossmeister Stellvertreter Fritz R. anwesend. Am Sonntag an der Tempelarbeit waren 90 Brüder anwesend. Wie üblich, viele Reden, Glückwünsche und Toasts wurden gebracht. Gesungen wurde auch. Eine grosse Zahl der Churer und Engadiner Brüder waren auch zugegen. Am Schluss des Berichtes schreibt der Stuhlmeister:

Wenn jeder Bruder seine Pflicht erfüllt, als Lehrling am rohen Stein arbeitet, wenn ein jeder sich zu vervollkommnen sucht, so wird sicherlich ein glücklicher Stern die Geschicke unserer lieben Humanitas leiten! Mit diesem Wunsche lege ich den ersten Hammer nieder, der sie so oft zu ernster Arbeit gerufen. Ich weiss, dass sie seinem Schlage als brave Maurer immer bereitwillig gefolgt sind, mir das volle Vertrauen geschenkt haben. Dieses Bewusstein ist für mich der schönste Lohn.
Habt Dank dafür, geliebte Brüder Alle.


S P R E N G E L R E C H T

(es geht darum, ob neue Brüder die freie Wahl haben, zu welcher Loge sie gehen, oder ob sie an die lokale Loge gebunden sind)

Die ersten Diskussionen um das Sprengelrecht mit der Mutterlogen in Chur tauchen schon 1907 auf und sollten schlussendlich in einer Schlichtung mit dem Direktorium beendet werden. Bruder Hans F. aus Schuls schreibt dazu: Viele Brüder, die sich zu Kuraufenthalten in Schuls und Umgebung aufhalten, hegen die Absicht ein Sommerkränzchen zu gründen und möchten dasselbe unter das Patronat der Humanitas Davos stellen.

An der Diskussion wird festgestellt, dass zwischen der Libertas et Concordia (Chur) und der Humanitas (Davos) noch kein Sprengelrecht besteht und dass wir durch die definitive Aufnahme des Kränzchens in Schuls unsere Churer Brüder beleidigen könnten, was nicht in unserer Absicht liegt. Schlussendlich wird beschlossen, dass Kränzchen provisorisch bis Ende September aufnehmen zu wollen und nachträglich mit den Churer Brüdern über das Sprengelrecht zu verhandeln. Folgender Vorschlag wurde den Churer Brüdern unterbreitet:

Es steht im Kanton Graubünden jedem Lichtsuchenden frei sich zu melden wo er will, also in Chur oder Davos. Die beiden Logen haben aber die Verpflichtung, alle Anmeldungen, die von ausserhalb des Orientes eintreffen, sich gegenseitig bekannt zu geben. Im Falle dass dieser Antrag den Churer Brüdern nicht passt, soll man sie bitten uns einen Vorschlag zu machen, den wir dann prüfen werden. Sollte keine Einigung zu Stande kommen so soll das hohe Direktorium endgültig entscheiden.

Am 5.02.08 finden wir einen Eintrag im Protokoll, dass auf unser Schreiben welches am 12.12.07 abging bis heute noch keine Antwort eingetroffen ist. Sollen wir dies als stillschweigende Zustimmung annehmen? Am 10. März schreiben die Davoser Brüder noch einmal nach Chur, die beiden Logen sollen sich gegenseitig mitteilen, wer neu aufgenommen werden soll. Da bis zum August keine Antwort eintraf, hat man im BC vom 6.8.08 beschlossen, einen Brief an das Direktorium zu senden.
Am 7.10.08 trifft eine Antwort des 1. Grossvorstandes Bruder St. ein, der Stuhlmeister soll zwecks Besprechung über das Sprengelrecht nach Zürich reisen. Vorbesprechung für die Grossmeister-Tagung in Olten. Am 21.10.08 kann der Stuhlmeister nach Kontaktnahmen mit verschieden Brüdern des Grossbeamtenkollegiums folgende Antwort des Direktoriums mitteilen:

In den Orienten von Chur und Davos sollen Aufnahmen ohne gegenseitige Meldungen nur in den dortigen Logen stattfinden. Kandidaten aus dem übrigen Kanton soll mit Anmeldung… [nicht lesbar] Dieser Zustand soll 1½ Jahre beibehalten werden, und durch das neue BC aus der Westschweiz definitiv geregelt werden.


A U S   D E M    L O G E N L E B E N

Aufnahmen und Anmeldungen

Am 5.12.1907 finden wir die Aufnahmegesuche von René D., Albert M. und Tobias B. Schon am 5. 2. 1908 konnten die Brüder ballotiert werden. Die Herren M. und D. sind am 26. 02.08 aufgenommen worden, dies nur drei Tage nach der feierlichen Einweihung des Tempels. Nachzutragen ist noch, dass an der Tempelfeier auf Antrag des Protokollführers beschlossen wurde, dass die Armensammlungen jeweils im Protokoll zu vermerken seien. Es geht in schnellem Tempo weiter. Am 3. März 1908 wird Tobias B. aufgenommen.

Am 19. Febr. 1908 liegen weitere Aufnahmegesuche vor. Es sind: die Herren E. S., E. F. und August S. Den Herren F. und S. wird das Aufnahmegesuch abgegeben, hingegen S. soll für ein Jahr zurückgestellt werden. Am 23. März 08 ersucht Bruder A. S. den Stuhlmeister, sein Vetter S. solle ohne weitere Anmeldung aufgenommen werden. Nach Umfrage bei den Brüdern wird A. S. mitgeteilt, dass der Suchende nochmals ein Aufnahmegesuch einreichen solle. Seine spätere Aufnahme finden wir erst am 26. April 1910. Am 10. No 1914 findet sich ein Protokoll, dass Bruder S. verfasst hat, er muss eine markante Persönlichkeit gewesen sein, oder grosses Selbstbewusstsein gehabt haben. Seine Schrift ist sehr markant.
Am 25.3.08 werden die Herren S. und F. hellleuchtend ballotiert und am 8.4.08 aufgenommen.

Am 21. Sept. 08 liegen drei neue Anmeldungen vor: Es sind P. O., J. K. und H. W. Viele Aufnahmegesuche, aber immer wieder taucht in den Protokollen das Sprengelrecht mit Chur auf.

An die Grosslogentagung vom 27.-29. Juni 1908 werden delegiert: die Brüder M. und E., weiter nehmen daran teil; die Brüder M., B. und H. und der Stuhlmeister Bruder S.

Die Baurisse der jungen Brüder folgen zum Teil sehr kurz auf die Aufnahme, oft 3-4. Monate später.
Am 25. No wird Herr B. aufgenommen, am 2. Dez ist die Ballotage von Herrn R. und gleichzeitig liegt ein weiteres Gesuch von Herrn M. vor. Am 9. Dez. 08 ist die Beförderung von Bruder S. Am 22. Dez. 08 werden die Herren P. O. und J. K. aufgenommen. Am 26. Jan. 1909 ist die Aufnahme von Herrn R. und schon am 9. Febr. findet die Ballotage von Herrn M. statt.

Am 23. Febr. 09 liegt die Anmeldung von Herrn L. B. vor, welcher am 6. April ballotiert und am 13. April 09 aufgenommen wurde. Zwischen diesen vielen Aufnahmen gibt es natürlich Beförderungen und Erhebungen. Am 23. März werden die Brüder S., B. und F. befördert. Schon am 27. April 09 finden wir die Promotion der Brüder D. und M. Am 9. Mai werden sogar gleichzeitig vier Brüder promoviert, es sind: Erhard G., S., S. und Bruder T. Nun wissen wir, weshalb alle unsere Rituale in allen Graden, in der Mehrzahl geschrieben wurden, für mehr als nur einen Kandidaten.

Deckungen

In einem Schreiben vom 21. Febr. 09 teilen die Brüder der L.et.C. unserem Meister vom Stuhl mit, dass ihr Stuhlmeister Bruder St. die Deckung eingereicht habe. Es ist der Bruder welcher die Davoser bei der letzten gemeinsamen Conferenz in Chur so herunter „gekapittelt“ hatte, dann zumal mit Oberst St. und nicht mit Bruder im Protokoll genannt wird.

Bruder d. C. ist den finanziellen Verpflichtungen gegenüber der Humanitas der Jahr 1908 und 1909 nicht nachgekommen. Bruder K. wird beauftragt, bei Frau da Costa die Statuten und die freimaurerischen Insignien abzuholen. Ihr Mann war vermutlich ortsabwesend und die Frau des Bruders wird aufgefordert, dass bei einer eventuellen Rückkehr ihres Mannes dieser bei der Loge um Deckung nachsuchen solle.

1919 ist Bruder Sch. ist trotz verschiedener Aufforderung die Beiträge und Extrabeiträge seit 1915 schuldig. Die Lehrlingskonferenz beschloss; den Antrag des BC gut zu heissen, welcher dahin geht. Bruder Sch. zwei Vorschläge zu machen:
- Bruder Sch. wünscht Mitglied der Loge zu bleiben, dann hat er sämtliche Jahresbeiträge und Extrabeiträge, die noch ausstehend sind zu begleichen.
- Bruder Sch. hält sein zurückgezogenes Entlassungsgesuch aufrecht, dann hat er ab Datum seines erstmaligen Entlassungsgesuches der Jahresraten zu bezahlen. Antwort erbeten bis 15. April

Bruder W., der der Loge ca. Fr. 800.- schuldet, soll ebenfalls ersucht werden eine definitive Erklärung abzugeben, bis wann er seinen Pflichten nachzukommen gedenke und wie er in Zukunft zu der Zugehörigkeit unsere Loge stelle. In ähnlichem Sinn soll auch den Brüdern F. und O. geschrieben werden, dieselben anfragen bis wann sie den finanziellen Verpflichtungen der Loge nachzukommen gedenken.

Am 22.4.1919 schreibt Bruder Sch. schreibt, dass er weiterhin Mitglied der Loge Humanitas bleiben will, die Begleichung seiner finanziellen Pflichten, des Kurses wegen, bis auf seine Rückkehr nach Davos verschieben würde.

Protokoll vom 20. Mai 1919:

Bruder V. orientiert die L.C. über den Stand der Angelegenheit mit Bruder Sch., der in der Loge zu verbleiben wünscht, da er aus Gesundheitsrücksichten sehr wahrscheinlich wieder nach Davos zurückkehren müsse. Die Beiträge werde er bezahlen, wenn er könne.
Das BC durchging noch einmal die ganze Angelegenheit des Bruder Sch. und dringt auf Erledigung der Angelegenheit. Es antwortet Bruder Sch. wenn er bis zum 15. Juni den schuldigen Betrag an die Loge nicht geleistet habe, so werde das BC der Lehrlingskonferenz den Antrag auf Streichung des Namens Sch. aus dem Verzeichnis der Brüder stellen. Die L.C ist mit diesem Vorgehen einverstanden.


H A U S A B W A R T ,    L O G E N B E L E U C H T U N G

An der Konferenz vom 20. Mai 1908 wird Herr Schellenberg als Logenwart angestellt. Er war nicht Freimaurer. Der Jahreszins für die Wohnung wurde mit Fr. 800.- angesetzt, wovon Fr. 300.- als Hausmannstätigkeit rückerstattet werden. Später wurde der Mietzins auf Fr. 700.- herabgesetzt.
Am 29. Sept. 07 werden 10 Gasaktien zu Fr. 90.- gekauft. Herr Viktor Ruf, Leiter des Gaswerkes Davos soll angehalten werden, für die Gasinstallation eine Garantie von 2 Jahren zu gewähren.


U N T E R S T Ü T Z U N G

An der Lehrlingskonferenz vom 9. Okt. 08 wird ein Gesuch behandelt von einem Pfarrer Martig, Guttempler-Loge. Dieser ersucht die Loge um eine Geldspende. Wird an die Armenkommission delegiert.

Am 22. Dez 1908 können aus der Armenkasse, welche einen Kontostand von Fr. 546.70 aufweist, folgende Vergabungen vorgenommen werden:
- An den Freibettenfonds Fr. 100.-
- An den Frauenverein Fr. 150.- (Fr. 100.- zur allg. Unterstützung, und Fr. 50.- an die Apotheke Hausmann, zur Gratisabgabe von Medikamenten an arme Familien.)
- An die Guttempler-Loge Fr. 50.-

Am 23. Febr. 1909 ersucht ein Bruder S. von der Loge Pegasus in Berlin um finanzielle Unterstützung, da er zurzeit in der Deutschen Heilstätte am Wolfgang zu Kur weile. Der Stuhlmeister wird bei der Loge Pegasus in Berlin Erkundigungen einholen, ob der Bittsteller schon Unterstützung bezog, wenn ja, wird eine Sammlung durchgeführt und der Betrag durch Entnahme aus dem Armenfonds auf Fr. 150.- aufgerundet.

Nicht nur Brüder wurden unterstützt, sondern auch bedürftige Familien. An der Konferenz vom 19. Dez. 1916 finden wir folgenden Eintrag:

Der Stuhlmeister teilt der Armenkommission mit, dass im Dorf eine Familie K., der Mann von Beruf Sattler sehr unterstützungsbedürftig sei. Er bittet, alle Brüder, die für den Mann Sattlerarbeit beschaffen oder vermitteln können, solches zu tun. Die Äusserungen des Stuhlmeisters, dass es sich hier um einen recht schaffenden Mann handle, ruft eine rege Diskussion hervor. Von verschiedenen Brüdern wird berichtet, dass es sich hier um einen notorischen Trinker handelt, der seine Familie darben liess, er habe sich jetzt aber der Temperenz verschrieben und sei auf dem Weg der Besserung. (Temperenz = altes Wort für Mässigkeit, besonders im Genuss von Alkohol, Temperenzler Anhänger der Mässigkeit oder der Enthaltsamkeits-Bewegung)


G R O S S M E I S T E R - B E S U C H

An der K1 vom 12. Febr. 18 wird der Besuch des sehr ehrw. Bruders GM angesagt. Auch wird in dieser Konferenz verlangt, den Arbeitskalender in Zukunft in der Loge zu verteilen, den nichtanwesenden und auswärtigen Brüdern diesen per Post zu zustellen. Es wird beschlossen:

Zu Ehren des hohen Besuches des Br. GM., welcher in Begleitung des Br. Sch. uns besuchen wird, eine Gesellenloge mit anschliessendem Brudermahl abzuhalten.
Da die freisinnige Partei der Landschaft Davos ebenfalls am 17. Febr. 18 ihre Jahresversammlung abhält mit einem Referat von Nationalrat Koch, entspannt sich eine rege Diskussion darüber ob man an Nationalrat Koch das Ansinnen stellen solle, den Vortrag auf einen anderen Sonntag zu verschieben, oder ob man unsere Feierlichkeiten so zeitig ansetzten soll, dass mit der Jahresversammlung der Freisinnigen Partei nicht collidiere.
Beschlossen wird nun einstimmig, die Gesellen-Loge schon um 9.30 anzusetzen, die Tafelloge um 11.00 Uhr, welches für alle Brüder obligatorisch ist. Es soll möglichst wenig geredet werden und diejenigen welche reden wollen sich der Kürze beflissen wollen.

Dazu findet sich noch im Protokoll vom 25. Feb. 18 an der darauffolgenden Konferenz folgender Antrag des Stuhlmeisters:

Der Stuhlmeister teilt mit, dass in Zukunft politische Erwägungen und Diskussionen nicht mehr während des offiziellen Teils der Konferenz gepflogen werden, sondern nachher, damit solche Erläuterungen nicht zu Protokoll genommen werden.

Über den Bruder Grossmeister wird festgehalten:

Er spricht über die Eindrücke der Freimaurerei im Verlaufe dieses Krieges. Als erste und beste Frucht betrachtet er die allgemeine Anerkennung der Vaterlandspflicht. Sie ist bedingt durch die brüderliche Liebe. Wie unsicher aber die brüderliche Liebe wird, sobald wir das nationale Gebiet verlassen und über internationale Dinge unsere Gedanken austauschen sollen, zeigt uns gerade der heutige Krieg.
Der Freimaurer kennt keine bestimmten Ziele und Zwecke, er handelt als echter und gerechter Mann, trachten wir uns Verbindungen anzuschliessen, die unsere Ideen und Bestrebungen teilen.
Jedes Land will den Frieden, darin sind alle einig, dagegen bestehen Differenzen in dem Ziele, welches jede Partei zustrebt, sobald diese Ziele in einem einzigen allgemeinen Ziel zusammenlaufen, dann ist der Friede da.
Aus diesen Gesichtspunkten heraus resümiert der sehr ehrwürdige und geliebte Bruder GM ungefähr folgendes:
Pflegt die Bruderliebe als das bindende Element im Staat und haltet zum Vaterland.
Unser erstes Ziel nach dem Krieg sei, die Anerkennung an die uns zugewandten Grossoriente (Grosslogen). Ferner betrachtet die Grundsätze der Freimaurerei zum Gemeingut der Menschheit zu machen, dann brauchen auch die Brüder nicht mehr zum Frieden erzogen werden, denn sie sind schon erzogen.

(Umgeschrieben nach einem Vortrag von R.B., 2024)

















Emblem der Grossloge Alpina